Gottfried von Cappenberg

Einleitung

Vor 900 Jahren wurde Graf Gottfried III. von Cappenberg geboren. Er war der letzte Sproß eines der mächtigsten und reichsten Adelsgeschlechter des Mittelalters. Das Wappen der Cappenberger Grafen ein roter Balken auf goldenem Grund ziert als Ärmelabzeichen unsere Schützenuniformen. Die Aufgabe der weltlichen Machtstellung und die Hinwendung zum geistlichen Leben, die in der Gründung des Cappenberger Klosters gipfelte, hat bis heute Spuren im Leben unseres Dorfes hinterlassen. Die Kirche des von Gottfried gegründeten Klosters ist nach fast 850 Jahren das Schmuckstück unseres Dorfes und ihre Kunstschätze haben landesweite Bedeutung. Im heutigen Schloß, dem 1708 fertiggestellten ehemaligen Klostergebäude, finden überregional beachtete Kunstausstellungen statt und der Eigentümer pflegt das Erbe seines bedeutenden Vorfahren, des Freiherrn vom Stein, der das Gebäude 1815 nach der Auflösung des Klosters vom preußischen Staat erwarb.  Die Schützenfeste bieten den Anlass vor der prachtvollen Kulisse der Kirche und des Schlosses auf dem Schloßhof unter altem Baumbestand einen Gottesdienst zu feiern.



Die ersten Besitzer Cappenbergs und die nachfolgenden Grafen

Im südlichen Münsterland, unweit der Lippe, erhob sich auf dem höchsten Punkt eines sanften Hügelzuges seit den Tagen der Christianisierung Deutschlands die Burg von Cappenberg. Diese nahm unter den zahlreichen Schlössern und Burgen des südlichen Münsterlandes als einzige Höhenburg eine Sonderstellung ein. Schon bei der Erklärung des Namens dieses Ortes erhebt sich der Streit der Historiker. Die früheste Erwähnung Cappenbergs in der Literatur findet sich in der Vita Godfridi auctore anonymo, der Lebensbeschreibung Gottfrieds von Cappenberg seitens eines anonymen Autors aus dem 13. Jahrhundert, von dem die Forschung annimmt, daß er ein Cappenberger Stiftsherr gewesen ist. In dieser Vita Godfridi heißt es: „Temporibus Ludgeri, episcopi Monasteriensis et Caroli Magni Regis inhabitabatur semper mons Cappenberg. – Zur Zeit Ludgers, des Bischofs von Münster und des Königs Karls des Großen war der Berg Cappenberg immer bewohnt.“ Legt man nun das Jahr 804 als Beginn von Ludgers Episkopat zugrunde, so muß dieses Jahr als erste gesicherte Erwähnung angesehen werden. Inwieweit eine Besiedlung vor diesem Datum stattgefunden hat, liegt im Dunkel der Geschichte. Bei Grabungen in der Stiftskirche hat man vor einigen Jahren bei der Erneuerung der Heizung  im Boden unter dem Hochaltar Reste menschlicher Besiedlung aus spätrömischer Zeit gefunden. Südlich der Lippe gab es von Haltern bis Rünthe zahlreiche römische Militärstützpunkte. Möglich wäre auch ein befestigter Vorposten auf der strategisch wichtigen Cappenberger Anhöhe, der das Tal bis zur Lippe beherrscht hätte.

Die ehemalige Burg war unstreitig eine der ältesten und bedeutensten in unserem Lande und ihre Besitzer gehörten als Nachkommen Widukinds und der Karolinger zu den ersten Familien im Reich. Frühester der Nachwelt bekannter Besitzer Cappenbergs soll ein sächsischer Edelmann namens Ekbert gewesen sein. Dieser hatte am Krieg des Herzogs Widukind gegen die Franken nicht teilgenommen und erhielt in der Folgezeit neben anderen Gütern von Karl dem Großen Cappenberg als Geschenk. Als nächster Besitzer Cappenbergs ist Liudolf, der Stammvater des sächsischen Königshauses, verbürgt. Er hat, bis er nach seiner Erhebung zum sächsischen Herzog 842 nach Ostfalen ging, auf Cappenberg residiert. Nach Liudolf kam dessen Sohn Otto der Erlauchte, Herzog von Sachsen, in den Besitz Cappenbergs. So sagt der Chronograph Egghart: „ Hic Odo filius fiut Liudolphi, ducis Saxoniae, qui sedem sui principatus tenuit in Cappenberg et fuit de sanguine Widekindi, regis Angororum. – Dieser Otto ist der Sohn Liudolfs, des Herzogs der Sachsen, vom Blute Widukinds, des Königs der Engern gewesen, welcher in Cappenberg seinen Hauptsitz unterhielt.“ Jedoch wird bei Otto nicht hervorgehoben, wie bei seinem Vater, daß er auf Cappenberg residiert hätte.

Graf Immed, der erste von den fünf Grafen der älteren Cappenberger Grafenlinie starb im Jahre 881 kurz nach seinem Vater Walbert, einem Enkel Widukinds und Gründer des Klosters Vreden. Von ihm ist nur bekannt, daß er sich an der Klostergründung seines Vaters vergriffen hat.

Erbe und Nachfolger in der Grafschaft wurde Immeds Sohn Dietrich, Graf im sächsischen Hamaland, von dem mehrere zeitgenössische Chronisten sagen, daß er aus der königlichen Familie Widukinds abstamme. Er war der Vater der hl. Mathilde, der Gemahlin König Heinrichs I. und Mutter Kaiser Ottos des Großen. Es ist bekannt, daß Graf Dietrich Herr über ausgedehnte Besitzungen und somit ein mächtiger Mann war; wurde er doch von den Chronisten als „comes gloriosus in occidentali regione – erhabener Graf im westlichen Sachsen“ bezeichnet. Im vorgerückten Alter verzichtete er auf seine Grafschaft, wurde Priester und starb im Jahre 916 als Bischof von Paderborn. Die Cappenberger Besitzungen hat Dietrich seinem Schwiegersohn Graf Eberhard vererbt. Dieser war mit Dietrichs Tochter Amalrada verheiratet. Da sein einziger Sohn Dietrich sich dem geistlichen Stand gewidmet hatte und seit 964 als Bischof von Metz amtierte, wurde nach einem Erbschaftsstreit einer von Eberhards Neffen im Jahre 966 vom Kaiser mit Cappenberg belehnt. Hierzu werden Bischof Dietrich und die Königin-Witwe Mathilde als nächste Verwandte ihre Zustimmung gegeben haben.

Dieser Erbe war Ekbert Billung, genannt Ekbert der Einäugige, der ca. zwischen 930 und 940 geboren wurde. Er war der Sohn Graf Wichmann des Älteren und einer Tochter des Grafen Dietrich,Vrederuna oder Bia. Durch seine Abstammung väterlicherseits war er mit den sächsischen Herzögen und mütterlicherseits mit dem Königshaus verwandt und hätte solchermaßen eine bedeutende Stellung im Reich einnehmen können. Er ließ sich aber zur Teilnahme an mehreren Aufständen gegen das Königshaus und seinen Onkel, den Herzog von Sachsen, hinreißen, was ihn seine väterlichen Güter und allen politischen Einfluß kostete. Graf Ekbert starb am 4. April 994. Zwischen 970 und 980 wurde Graf Wichmann III. geboren. Aus seinem Leben wissen wir nur, daß er ein reich begüterter und gerechter Mann war, der 1014 sogar bei einer Gerichtsverhandlung in Allstedt/Thüringen dem Kaiser entgegentrat, als dieser ein Unrecht beging, so daß der Chronist von Wichmann III. als  „comes utilis per omnia patria – nützlichem Graf für das ganze Vaterland spricht. Graf Wichmann wurde von einem Grafen Balderich am 9. Oktober 1016 im Gau Hamaland erschlagen. Wichmann III. war der letzte Cappenberger Graf aus der Nachkommenschaft Widukinds. Im Jahre 1017 begegnet uns in einer Urkunde ein Graf Hermann als Besitzer der Grafschaft. Der Cappenberger Besitz war mit Willen von Wichmanns Witwe auf eine Seitenlinie der Billunger übergegangen. Bei dem Grafen Hermann handelte es sich um einen Sohn der Mathilde, der Tochter des Sachsenherzogs Hermann Billung, und ihres Mannes Gottfried von Verdun, des Herzogs von Lothringen. Es ist unklar, wo der gesamte Besitz der älteren Grafenlinie lag und wo diese Grafen residierten. Von der mit Graf Hermann beginnenden jüngeren Grafenlinie wissen wir, daß sie fortwährend auf Cappenberg residierte und den Namen dieser Besitzung führte. Im Jahre 1030 folgte Gottfried I. seinem Vater in der Grafschaft, nachdem dieser auf Titel und Besitz verzichtet hatte und als Mönch in ein Kloster eingetreten war. Erbe Graf Gottfrieds I. wurde dessen Sohn Hermann II. im Jahre 1060. Verheiratet war er mit Gerberga von Huneburg, einer Schwester des Herzogs von Schwaben. Hermann II. verstarb 1086. Auf Hermann II. folgte sein Sohn Gottfried II. von Cappenberg. Er war der Vater des Klostergründers. Seine Frau wurde Beatrix von Hilderitzhausen. Durch diese Heirat wurde die Verwandtschaft der Cappenberger Grafen mit dem staufischen Kaiserhaus begründet.



Im Streit zwischen Papst und Kaiser

Nach der Vita Gottfried ist 1097 als das Geburtsjahr des Grafen Gottfried III. von Cappenberg, anzusehen. Er lebte in der Zeit des Investiturstreites, bei dem sich von 1075 bis 1122 Papst und Kaiser um das Recht zur Einsetzung von Bischöfen stritten. Diese waren ebenso politische wie geistliche Würdenträger. Die Päpste dieser Zeit sprachen den Kirchenbann über die Kaiser aus und diese setzten nach militärischen Siegen Päpste ihrer Gesinnung ein. In Deutschland hatten einige treukirchlich gesinnte Fürsten gegen Kaiser Heinrich V. Stellung bezogen. Es kam zu einer bewaffneten Auseinandersetzung, die 1115 in der Schlacht am Welfesholz bei Eisleben/Thüringen gipfelte, bei der der Kaiser entscheidend geschlagen wurde. Auch Graf Gottfried II. von Cappenberg hat mit seinen Männern daran teilgenommen und im Kampf den Tod gefunden. 1119 wurde Dietrich von Winzenburg durch den Papst zum Bischof von Münster erhoben. Diese Ernennung wurde vom Kaiser nicht anerkannt. Daraufhin wurde von Papst Kalixtus II. in Fritzlar erneut der Bann gegen Kaiser Heinrich V. ausgesprochen. Im Februar 1121 zog der Herzog von Sachsen, Lothar von Supplinburg, gegen Münster, um Bischof Dietrich den Zugang zu seinem Bistum zu verschaffen. Die Grafen Gottfried und Otto von Cappenberg nahmen an diesem Kriegszug teil. Am 7. Mai 1121 kam es zur Erstürmung der Stadt Münster, wobei der alte Dom ein Raub der Flammen wurde, was man speziell Gottfried anlastete. Gegen alle Teilnehmer des Zuges wurde vom Kaiser die Anklage wegen Hochverrats, offensa regia, erhoben. Der Investiturstreit wurde im Oktober 1121 vorläufig und auf dem Reichstag in Würzburg 1122 durch das Wormser Konkordat mit einem Kompromiss zwischen Kaiser und Papst endgültig beigelegt.



Norbert von Xanten und die Cappenberger Grafen

Im November 1121 trafen Gottfried und Otto von Cappenberg in Köln mit Norbert von Xanten anlässlich einer Predigtreise zusammen. Dabei entwickelten sie den Gedanken einer Schenkung des gesamten Cappenbergischen Besitzes an die im Entstehen begriffene Ordensgemeinschaft der Praemonstratenser und den Eintritt der gesamten Familie in den Orden. Trotz päpstlichen Auftrags war Norbert bei seinen mehrjährigen Predigtreisen, insbesondere in Lothringen und Burgund, mit seinem Vorhaben gescheitert, bestehende Klöster zu reformieren, d.h. auf ein Leben in Armut und Gebet auszurichten und von der Ausübung weltlicher Funktionen fernzuhalten, ganz abgesehen von der Durchsetzung der Ideale der monastischen Gelübde. Deshalb reifte in ihm der Plan, eine eigene Ordensgemeinschaft zu gründen, die diese Ziele beispielhaft verwirklichen sollte. Im Frühjahr 1120 sammelte Norbert eine Anzahl von Anhängern und ließ sich mit der Gemeinschaft im Val de Prémonté bei Laon nieder. Zwischen diesem Entschluss und der Klostergründung in Cappenberg lagen nur zwei Jahre. Getragen wurde die sehr stürmische Entwicklung der Gemeinschaft der Praemonstratenser durch das zeitgemäße Programm. Sie war damals die einzige Gemeinschaft, die das klösterliche Leben mit der Seelsorge in den umliegenden Pfarrgemeinden verband. Dadurch wurde das Niveau der geistlichen Arbeit in den Gemeinden in einer Zeit ohne geregelte Priesterausbildung und Universitäten gehoben. Die Klöster waren geistlich nach innen gewandt. Hier hat Norbert von Xanten mit seiner Gemeinschaft für eine entscheidende Wende in der Kulturgeschichte gesorgt.

Soweit aus den zeitgenössischen Quellen Gottfrieds Beweggründe nachempfunden werden können, treten zwei Ursachen für Gottfrieds Handlungen hervor. Auslösendes Moment ist zum einen die Teilnahme an der Erstürmung von Münster und der Brand des Domes und zum anderen hatte Gottfried die Erkenntnis, dass durch ständig wechselnde Koalitionen für und gegen den Papst, für und gegen den Kaiser die Zukunft des Reiches auf dem Spiel stand. Keiner hatte Macht und Einfluss genug, um alle Kräfte hinter sich zu vereinen. Auch Gottfrieds Heirat mit Jutta von Arnsberg im Oktober 1121 – und damit die Fusion ganz Westfalens zu einem der größten Reichsfürstentümer – reichte nicht aus, um ihm selbst ein Übergewicht zu sichern. Darüber hinaus stand er wegen seiner maßgebenden Teilnahme an der Brandstiftung des Münsteraner Doms in der Gefahr, dass wegen Hochverrats die Reichsacht über ihn verhängt werden könnte. Hiermit wäre eine entschädigungslose Enteignung neben der Gefahr für Leib und Leben verbunden gewesen. Was lag also in dieser Situation näher, als die Einbringung des Besitzes in eine gemeinnützige Stiftung und der Eintritt – zusammen mit den unmittelbar betroffenen Familienmitgliedern – in eine Organisation der Kirche? Damit war er nach geltendem Recht dem Zugriff der staatlichen Gerichtsbarkeit entzogen.



Die Klostergründung

Am 31. Mai 1122 kam Norbert nach Cappenberg und nahm dort aus der Hand Gottfrieds die Burg entgegen und richtete sie zu einem Kloster ein. Schon im ersten Vierteljahr meldeten sich viele Bewerber in Cappenberg und als der Bischof Dietrich am 15. August die Weihe des Klosters und die Grundsteinlegung der Kirche vornahm, war das Kloster schon mit Brüdern vollbesetzt. Kaum wurden Gottfrieds Pläne bekannt, regte sich auch schon Widerstand. Jutta von Arnsberg rang sich nicht so schnell dazu durch, die Pläne ihres Mannes zu unterstützen, auch wenn sie später mit den Grafenschwestern Gerberga und Beatrix in das zu Füßen der Burg gelegene Frauenkloster eintrat. Mit allen Mitteln versuchte Friedrich von Arnsberg seinen Schwiegersohn von seinen Plänen abzuhalten. Er sah seine Tochter um ihr Erbe betrogen. Nachdem er vergeblich Klage eingereicht hatte, belagerte er mit seinen Truppen Cappenberg und versuchte seine Tochter mit Gewalt zurückzugewinnen. Erst nach seinem Tode 1124 kehrte Ruhe ein. Auch der Bischof von Münster war über den Klosterstandort nicht glücklich, verlor er doch mit der Burg Cappenberg einen festen Außenposten an der Grenze.



Epitaph der Klostergründer Gottfried und Otto von Cappenberg

Erst nachdem Gottfried ihm 105 Dienstmannen, sogenannte Ministeriale, überlassen hatte, die im Beifang der bischöflichen Burg Botzlar angesiedelt wurden und für den Bischof einen großen Machtzuwachs bedeuteten, gab auch er sich zufrieden. Die Gründung des Cappenberger Klosters bedeutete für den reich begüterten Grafen noch längst nicht die Entäußerung seines gesamten Besitzes. Zur wirtschaftlichen Ausstattung gaben die Cappenberger Grafen dem Kloster neben der Burg Cappenberg die Höfe Werne, Nette, Alstedde, Heil und Cappenberg mit Wiesen, Wäldern und Feldern. Das Kloster Cappenberg verfügte somit gleich in den ersten Jahren nach seiner Gründung über einen ausgedehnten Grundbesitz. Aber auch von den anderen Besitzungen wollte sich Gottfried ebenso lossagen, wie von seiner väterlichen Burg. Er gründete in Varlar und Ilbenstadt in der Wetterau weitere Klöster. Seine süddeutschen Besitzungen, die beiden Burgen Kreinecke und Hilderitzhausen, zahlreiche Ministerialen und an die 2000 Hufen Landes verkaufte Gottfried dem Herzog Friedrich von Schwaben. Der Staufer gab ihm darüber hinaus ein kostbares Kreuz mit vielen Reliquien, darunter auch solche vom hl. Johannes dem Evangelisten. Nicht ungünstig für die Entwicklung des Ordens, speziell in Deutschland, war die herzliche familiäre Verbindung der Cappenberger mit dem neu aufsteigenden Geschlecht der Staufer. Mehrfach trat Friedrich von Staufen, der Herzog von Schwaben, unterstützend für Gottfried von Cappenberg in Erscheinung. Seinen ältesten Sohn, den späteren Kaiser Friedrich I. Barbarossa, hob Otto von Cappenberg aus der Taufe.



Taufschale, Bararosakopf und Testament Ottos von Cappenberg

Zeit seines Lebens verband den Kaiser eine tiefe Freundschaft mit seinem Taufpaten.  Er unterstützte und privilegierte daher auch dessen Klostergründung. In seinem Testament sprach Otto von Cappenberg von Kostbarkeiten, die er seinem Kloster vermachen wollte. Hierbei handelte es sich um einen bronzenen Kopf, der nach dem Antlitz des Kaisers geformt ist und seiner Taufschale, ebenfalls aus Silber. Man geht davon aus, dass diese Schale bei Barbarossas Taufe wirklich Verwendung fand. Die Schale, mit der später zur Erinnerung an die Taufe angebrachten Gravierung, sowie der Kopf sind Geschenke des Kaisers an seinen Taufpaten. Der Kopf befindet sich noch heute in der Cappenberger Kirche, in der er zu Klosterzeiten als Reliquiar für die Reliquien des Evangelisten Johannes diente. Die verlorengeglaubte Schale wurde von Goethe in Köln wiederentdeckt. Eine Kopie befindet sich nunmehr ebenfalls in der Cappenberger Kirche. Erst nach der Überwindung aller äußeren Widerstände und der Entledigung des großen Besitzes traten die beiden Cappenberger Grafen 1124 selbst dem von ihnen gegründeten Kloster bei und legten ihre Ritterrüstungen ab. Im Herbst 1125 erhielten sie in Prémontré die niederen Weihen. Obschon Gottfried nur kurze Zeit als Ordensmann im Kloster gelebt hat, hat er sich als solcher doch schon große Verdienste erworben und einen Namen gemacht. Im Juni 1126 wurde Norbert von Xanten, nachdem die Ordensregeln der Praemonstratenser von Papst Honorius II. bestätigt worden waren, Erzbischof von Magdeburg. Er betraute Gottfried mit der Aufsicht über die inzwischen in Deutschland gegründeten Klöster. Hierbei schwang wohl auch der Gedanke mit, Gottfried die Leitung des Gesamtordens zu übertragen. Gottfried fühlte sich am bischöflichen Hof zu Magdeburg nicht wohl. Ihm behagte der weltliche Prunk nicht mehr. Auf einer Reise erkrankte er im Kloster Ilbenstadt. Im Beisein seines aus Cappenberg herbeigeeilten Bruders Otto starb Gottfried von Cappenberg am 13. Januar 1127 im Alter von 30 Jahren in Ilbenstadt.



Die Gebeine Gottfried von Cappenberg

Gleich nach seinem Tode setzte eine Verehrung der Gebeine ein. Seine Schwester Beatrix erbaute 1128/29 in Ilbenstadt eine Kapelle, in der die Überreste Gottfrieds beigesetzt wurden. Nach der Vollendung der Ilbenstädter Klosterkirche wurden sie dorthin überführt. Als die Cappenberger Klosterkirche 1148 ihrer Vollendung entgegenging, reiste Otto nach Ilbenstadt, um die Gebeine seines Bruders heimzuholen. Die Ilbenstädter Klosterbrüder sträubten sich, die Gebeine herauszugeben, aber sie konnten Otto seine Bitte auch nicht abschlagen. Am 13. Januar einigte man sich darauf, die Reliquien zu teilen und die untere Körperhälfte nach Cappenberg zu geben. Am 16. September 1149 fanden die Gebeine Gottfrieds in Cappenberg ein würdiges Grab. Gottfried wurde von den Klosterbrüdern und der Bevölkerung als Heiliger verehrt. Eine Kanonisierung durch die Kirche hat nie stattgefunden, aber durch die Billigung und Förderung der Kirche wurde seine Heiligkeit anerkannt. Als sein Festtag wird der 13. Januar begangen.

Während der Kriege des 16. und 17. Jahrhunderts wurde Cappenberg mehrfach heimgesucht. Am 17. Mai 1634 erschienen die Plünderer auch vor Cappenberg. Hier raubten sie alles, was ihnen in die Hände fiel. Vor allem hatte es die Soldateska auf die Gräber der Pröbste in der Kirche abgesehen, in denen sie Schätze vermutete. Fast alle Gräber wurden aufgebrochen, so auch das Grab der Stifter auf dem Chor der Kirche. Dabei wurden die Gebeine zerstreut. Man hat sie nachher gesammelt und in mehreren hölzernen Kästen im ehemaligen Sakramentenschrein an der Nordwand des Chores verwahrt. In den vergangenen drei Jahren wurden diese Knochen nun mit Hilfe makroskopisch-anthropologischer, röntgenologischer und histologischer Methoden. sowie unter Hinzuziehen der Radiokohlenstoffmethode analysiert. Hierbei konnte die vollständige untere Körperhälfte eines Mannes im Alter von 25 bis 35 Jahren aus der Zeit des 12. Jahrhunderts rekonstruiert werden. Mit wissenschaftlich hoher Wahrscheinlichkeit kann man annehmen, dass es sich um die Reliquien des heiligen Gottfried von Cappenberg handelt.